PIETRO ROCCASALVA

13.09.-30.11.2019
Eröffnung 12.09.2019, 19:30 Uhr

Im Zentrum des Werks von Pietro Roccasalva (*1970 in Modica, Italien) und seiner Einzelausstellung bei Fürstenberg Zeitgenössisch steht die Malerei. Dabei entsteht ein dicht gewebter Kosmos von Motiven und Protagonisten, der sich in jedem Werk fortschreibt und die unterschiedlichen Medien – Skulptur, Installation, Film und Performance – seines Oeuvres vereint. Die Ausstellung zeigt Werke von 2012 bis 2019 deren Referenzen der italienische Künstler aus Filmen wie Pier Paolo Pasolinis „La Ricotta“ oder Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ und Erzählungen wie „Cock-A-Doodle-Doo! or, The Crowing of the Nobel Cock Beneventano“ von Hermann Melville und Goethes „Wahlverwandtschaften“ entnommen hat. Diese Fremdreferenzen erscheinen in Roccasalvas Malerei bereits transformiert in Selbstreferenzen, wo sie zugleich, bzw. vielmehr auf seine eigenen, früheren Arbeiten verweisen. Dieses dichte Verweben und Transformieren sind kennzeichnend für seine Praxis.

2012 zeigte Roccasalva die zwischen Stillleben und Tableau Vivant changierende Arbeit „Just Married Machine“. Ausgehend von der ruhenden Einstellung eines Tisches aus Pasolinis Film „La Ricotta“ entstanden für die Installation einzelne Elemente als ausformulierte, lebensgroße Objekte: ein Korb wurde in einen Heißluftballon übersetzt, Knoblauchknollen in „Toilettenkronen“, eine Flasche in eine weibliche Figur. Bewohnt wurde diese Szenerie von einem lebendigen, tatsächlich verheirateten Paar. 2013 wiederum wurde das Setting in der Installation / Performance „The Seven Sleepers“ Teil einer neuen Inszenierung. Der bühnenhafte Raum mitsamt seinen Skulpturen schrumpfte wieder zum Tisch und „stand“ einer Gruppe von sieben Zeichner*innen Modell. Parallel war das Geräusch, das die Bleistifte der Zeichner*innen auf dem Papier verursachten, laut wie Donnergrollen im Ausstellungsraum zu hören.

Beide Werke sind in Donaueschingen nicht zu sehen und doch auf vielfältige Weise präsent: von den „Rear Window“ (2016) betitelten gerahmten Moleskine Notizbüchern, die mit Assistenz von der Wand genommen auf ihrer Rückseite den Blick auf den Zeichen- und Arbeitsprozess des Künstlers an den Inhalten der „Just Married Machine“ freigeben; über eine Serie von Zeichnungen aus dem Jahr 2014 und die Malerei „From Just Machine“ (2019). Die beiden „Hétalvó“ betitelten Arbeiten (2018) nehmen unmittelbar Bezug auf „The Seven Sleepers“ und die Malerei „Untitled“ (2019) porträtiert den Hahn, der, bekleidet mit einer Uniform der Schweizer Garde, seinerseits bereits Teil der „Just Married Machine“ ist. Auch in der nur eine halbe Minute lagen, filmischen Arbeit „Il Signor Beneventano“ (2016) spielt ein Hahn eine Rolle: eine Filmsequenz aus F.W. Murnaus „Nosferatu“ aus dem Jahr 1922 wird hier allegorisch mit einer Texttafel konfrontiert.

Roccasalvas malerisch perfekte Annäherungen an die Motive und ihre möglichen Sinnzusammenhänge erzählen in sich fortwährend transformierenden Perspektiven und Ausformulierungen von der Suche nach der eigenen Position und von Widerspiegelungen. Was der eine und ein anderer dabei deuten mögen, wo sich die Dinge oder ein Verlangen verselbständigen, enthält schon nahezu notwendig gleichzeitig eine Unschärfe und eine Überpräzision, die Roccalsalva auch in der Konfrontation unterschiedlicher Darstellungsweisen malerisch umsetzt.

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