FLOREAT

Kris Martin
24.9.-29.11.2015

Die poetisch-konzeptuellen Arbeiten des 1972 geborenen Kris Martin kreisen um die großen Themen des menschlichen Daseins: Ästhetisch präzise komponiert werfen seine Skulpturen, Installationen, Papierarbeiten, Collagen und Fotografien auf subtile, aber eindrückliche Weise Fragen nach Leben und Tod auf. Die Zeit(lichkeit) ist dabei immer wieder Bezugspunkt für jene Reflexionen, die das eigene Selbst des Künstlers als Ausgangspunkt haben. Der subjektive Anteil jedoch ist stets so überindividuell, dass die Imagination des Betrachters herausgefordert wird. 
Die Ausstellung „Floreat Kris Martin“ in der Sammlung Fürstenberg Zeitgenössisch zeugt vom menschlichen Drama, immer das Beste erreichen zu wollen. In ewigen Kreisläufen müht sich der Mensch und will zur Blüte bringen, was schlussendlich doch dem Tode geweiht ist. Doch sind die Mühen keineswegs sinnlos. Der belgische Künstler, der den unaufhaltsamen Lauf der Zeit thematisiert, setzt diesem das verwendete Material entgegen, das die Zeit unweigerlich überdauern wird.

In Donaueschingen zeichnet Martin anhand ausgewählter Arbeiten suggestiv seinen Lebenszyklus nach. Mit „Predictor“ (2004), einem großformatigen Print des Schwangerschaftstests der Mutter von Kris Martin, verweist er auf die Anfänge eines lebenslangen Spurenhinterlassens, das noch vor der Geburt beginnt und bis zum Tode dauert. Dazwischen vergeht die Zeit, und Neues beginnt: „Waiting“ (2008) ist ein Bronzeabguss des zerronnenen Wachses der Kerze, die Martin abbrannte, während er auf die Geburt seines Sohnes wartete. 
 „Still Alive“ (2005) – der versilberte Bronzeabguss eines Schädelmodells Kris Martins – antizipiert sodann den eigenen Tod und ist zugleich ein an Vergänglichkeit mahnendes Vanitas-Symbol. Indem Martin diese von äußerst persönlichen Momenten ausgehenden Arbeiten in objektiven Materialien umsetzt, ergibt sich zwischen Personalisierung und kulturell verankerter Bildlichkeit ein Raum für die Kontemplation des Betrachters. Der symbolisch verkürzte Aufruf dieser großen Sujets vergisst dabei die Position des Einzelnen nicht.
 Mit der Werkserie „Idiot“ schreibt sich Martin ganz buchstäblich in den gleichnamigen Roman von Dostojewski ein: In monatelanger Arbeit hat er ihn von Hand kopiert und den Namen des (Anti-)Helden, Fürst Myschkin, durch den eigenen ersetzt. Hinzu erfunden hat er eine entsprechende Währung von der er die 1-Idiot-Münze mit seinem Konterfei hat prägen lassen. Damit eröffnet Martin eine vieldeutige Erzählung, die auf metaphorische Weise mit kleinen und großen, alltäglichen und besonderen Einschreibungen ins Weltgeschehen spielt und an die Aufgabe eines jeden gemahnt.

Die Ausstellung bei Fürstenberg Zeitgenössisch versammelt diese und noch weitere, eigens für die Ausstellung entstandenen Arbeiten, zu einer Erzählung über das Leben. Seinen eigenen Lebenszyklus verknüpft Kris Martin dabei mit vielfältigen anderen Strängen, die nicht zuletzt auch Bezug auf diesen speziellen Ausstellungsort nehmen.

AUSGESTELLTER KÜNSTLER

KRIS MARTIN

IMPRESSIONEN